Die Liposuktion ist laut aktuellem ISAPS-Report der häufigste Eingriff in der plastischen Chirurgie: Allein im Jahr 2021 wurden weltweit mehr als 1,9 Millionen Fettabsaugungen vorgenommen. Auch die Methoden und Technologien haben sich zuletzt rasant weiterentwickelt – doch welche von ihnen sind wirklich empfehlenswert? Dieser Artikel liefert einen Überblick über die modernen Liposuktionstechniken, ihre Vor- und Nachteile und die nötigen Anforderungen in Bezug auf Patientenauswahl und Beratung.

Die traditionellen Liposuktionstechniken
Seit ihren Anfängen im letzten Jahrhundert wurden die chirurgischen Methoden zur Entfernung von Körperfett laufend verbessert und verfeinert. Als allgemeiner Standard gilt heute die Suction-Assisted Lipectomy (SAL) oder kurz „Liposuktion“: Fettgewebe wird mithilfe stumpfer Kanülen und einer angeschlossenen Absaugevorrichtung aspiriert und entfernt.
Da das „trockene“ Absaugen oft starke Blutungen und Schäden am umgebenden Gewebe zur Folge hatte, setzte sich seit den 1980er-Jahren die sogenannte Tumeszenztechnik durch. Dabei wird eine spezielle Tumeszenzlösung in das subkutane Fettgewebe eingeleitet, um Fett- und Bindegewebe voneinander zu lösen („suprafasziale Hydrodissektion“) und die Gewebespannung zu erhöhen. Das verflüssigte Fettgewebe lässt sich anschließend wesentlich schonender absaugen. Zugleich dient die Tumeszenzlösung zur Einleitung eines Lokalanästhetikums, so dass für den Eingriff keine Vollnarkose erforderlich ist. Heute existiert eine Vielzahl an Varianten der Standard-Tumeszenz-Liposuktion. Diese unterscheiden sich u.a. in der Menge an Flüssigkeit, die eingeleitet wird, in der exakten Zusammensetzung der Tumeszenzlösung und der Art der verwendeten Kanülen.
Zu den allgemeinen Vorteilen der klassischen Tumeszenz-Liposuktion zählt, dass sich auch größere Mengen an Fett in einer Sitzung absaugen lassen, ohne zu große Blutverluste und andere schwerwiegende Komplikationen zu riskieren. Ein möglicher Nachteil ist die starke Anschwellung des Gewebes durch die Tumeszenzlösung, die ein präzises Modellieren erschwert. Dadurch besteht gerade bei ästhetischen Eingriffen ein gewisses Risiko für Unregelmäßigkeiten und Dellenbildungen. Die mitunter mehrstündige Operationsdauer kann sowohl für Chirurgen als auch Patienten herausfordernd sein.
Die klassische Tumeszenz-Liposuktion ist nicht die modernste Methode, wird aber immer noch vielfach angewendet, oft kombiniert mit unterstützenden Techniken wie Vibration. Sie eignet sich beispielsweise gut zur Behandlung von Lipödem-Patientinnen, bei denen die krankhaften Fettdepots möglichst vollständig abgesaugt werden müssen. Generell sind zufriedenstellende Ergebnisse möglich, wenn das abzusaugende Gewebe gut zugänglich und wenig verhärtet ist und ein geringes Risiko für Hautunregelmäßigkeiten besteht.
Neue Technologien in der Liposuktion
Zwar gilt die Tumeszenz-Technik heute immer noch als Goldstandard. Sie hat aber in den letzten Jahren eine Reihe an Weiterentwicklungen und Ergänzungen erfahren, um noch präzisere und schonendere Eingriffe zu ermöglichen. Zu den wichtigsten Innovationen zählen:
Vibrations-assistierte Liposuktion (VAL) bzw. Power-assisted Liposuction (PAL)
Bei dieser heute sehr verbreiteten Methode versetzt ein Elektromotor die Absaugkanüle in hochfrequente Schwingungen. Durch die mechanische Unterstützung ist ein effektiveres und für den Chirurgen kräfteschonendes Arbeiten möglich. Die Operationsdauer verkürzt sich, was den Eingriff insgesamt besser verträglich macht. Schwierige Bereiche wie Rücken, Knie und Fesseln oder fibrotisch verhärtete Gewebestrukturen sind im Vergleich zur traditionellen Tumeszenz-Technik einfacher behandelbar. Ein möglicher Nachteil ist, dass durch die Vibration die haptische Rückmeldung aus dem Gewebe fehlt. Bei Unerfahrenheit mit der Methode besteht unter Umständen ein erhöhtes Verletzungsrisiko.
Ultraschall-assistierte Liposuktion (UAL)
Die Ultraschall-assistierte Liposuktion beruht auf der Tumeszenz-Technik, verwendet aber zusätzlich Ultraschall-Energie, um die Fettzellen effektiver aus ihrem Verbund zu lösen. Dadurch ist ein schonendes und zugleich sehr präzises Absaugen des Fettgewebes möglich. Die Methode eignet sich zur Entfernung großer Fettdepots, aber auch für bindegewebsreiche, kleine oder schwierig zu behandelnde Körperareale wie Rücken, Fesseln und Gesichtsbereich. Da die Ultraschall-Energie einen zusätzlichen Straffungseffekt auf Bindegewebe und Haut ausübt, verringert sich das Risiko für Unregelmäßigkeiten. Ein weiterer Vorteil: Geräte wie der Liposaver Ultraschall lösen die Fettzellen sehr effektiv, lassen deren Membranstrukturen aber intakt. Dadurch ist das abgesaugte Fettgewebe für Eigenfett-Transplantationen besser verwertbar.
Zu den möglichen Nachteilen der Methode zählt das Risiko für Hautverbrennungen bei unsachgemäßer Handhabung. Für Lipödem-Patientinnen wird die Methode derzeit nicht empfohlen, da unklar ist, wie sich die Ultraschall-Energie auf die Lymphgefäße auswirkt.
Laser-assistierte Liposuktion (LAL)
Bei dieser Methode wird zusammen mit der Absaugkanüle eine kleine Lasersonde in das Gewebe eingebracht, die Impulse in verschiedenen Wellenlängen abgibt. Die Laser-Unterstützung hilft, das Fettgewebe zu verflüssigen, und ermöglicht so eine schonendere Absaugung, auch bei fibrotisch verhärteteten Gewebsstrukturen. Zudem üben die Laserimpulse einen Straffungseffekt auf Haut und Bindegewebe aus, was die Ergebnisse ästhetischer Eingriffe deutlich verbessert.
Ähnlich wie bei der Ultraschall-assistierten Liposuktion sind bei unsachgemäßer Anwendung Hautverbrennungen möglich. Lipödem-Patientinnen sollten vorsichtshalber nicht mit Laser-Unterstützung behandelt werden.
Infraschall-Liposuktion (Nutational Infrasonic Liposculpture®)
Bei dieser neuartigen Methode kommen spezielle Kanülen zum Einsatz, die – anders als bei der herkömmlichen Vibrations-Liposuktion – eine dreidimensional schwingende Bewegung ausüben. Diese sogenannte Nutationsbewegung erhöht den Kontakt der Kanüle mit dem Fettgewebe, wodurch eine wesentlich effektivere Absaugung möglich ist, während andere Gewebsstrukturen geschont werden. Durch die sehr feinen Kanülen sind auch empfindliche oder schwer zugängliche Körperbereiche gut behandelbar. Darüber hinaus erzeugt die Bewegung der Kanüle Schallwellen im Infraschallbereich, die eine schmerzlindernde Wirkung entfalten.
Wasserstrahl-assistierte Liposuktion (WAL)
Bei der klassischen Tumeszenz-Liposuktion wird ein präzises Modellieren durch die Einleitung großer Mengen an Flüssigkeit oft erschwert. Die Wasserstrahl-assistierte Liposuktion vermeidet dieses Problem, indem die Fettzellen durch einen permanenten Wasserstrahl aus ihrem Verbund gelöst und sofort abgesaugt werden. Der Wasserstrahl schiebt Bindegewebsstrukturen, Nerven und Gefäße zur Seite und schont damit das Nichtfettgewebe. Die Methode ermöglicht bei entsprechender Erfahrung ein sehr exaktes Arbeiten. Sie eignet sich jedoch weniger gut zur Behandlung fester oder verhärteter Gewebsareale, da die Energie des Wasserstrahls hierfür zu gering ist.
Ein weiterer Nachteil: Da die Tumeszenzlösung nur kurz mit dem Gewebe in Kontakt kommt, ist meist keine ausreichende Lokalanästhesie möglich. Der Eingriff muss daher in der Regel in Allgemeinanästhesie durchgeführt werden. Gut geeignet ist die Wasserstrahl-assistierte Liposuktion beispielsweise für junge Lipödem-Patientinnen mit geringem Narkoserisiko.
Welche Vorteile haben die neuen Methoden der Liposuktion?
Die klassische Tumeszenz-Liposuktion ist eine etablierte, sichere und effektive Methode, hat aber gewisse Schwachstellen. So dauern die Eingriffe mitunter mehrere Stunden, was sowohl für den Patienten als auch den Operateur fordernd ist. Zudem können Chirurgen das ästhetische Endergebnis nicht immer zu 100 Prozent steuern, wodurch es manchmal zu unerwünschten Dellenbildungen und Hautunregelmäßigkeiten kommt. Gerade bei der Absaugung größerer Fettdepots besteht das Risiko, dass schlaffe Haut zurückbleibt.
Mit den modernen, verbesserten Verfahren lassen sich viele dieser Probleme vermeiden. Zu den entscheidenden Fortschritten in Bezug auf Patientensicherheit und -zufriedenheit zählen:
- Präzisere Ergebnisse: Mit den neuartigen Methoden der Liposuktion stehen dem Chirurgen wesentlich feinere Werkzeuge zur Verfügung, mit dem sich auch kleinere und schwierig zu behandelnde Körperregionen gut modellieren lassen.
- Bessere Verträglichkeit: Da sich das Fettgewebe mit modernen Verfahren schonender und effektiver absaugen lässt, fallen postoperative Komplikationen wie Schmerzen und Hämatome deutlich geringer aus, Patienten können rascher wieder in ihren Alltag zurückkehren.
- Straffungseffekt: Methoden wie die Ultraschall- oder Laser-assistierte Liposuktion lässt sich zugleich ein straffender Effekt auf Bindegewebe und Haut erzielen. Dadurch kann das ästhetische Gesamtergebnis entscheidend verbessert werden.
- Kombinierte Behandlungen: Moderne Geräte wie der Liposaver Ultraschall erlauben es, größere Mengen an intaktem Fettgewebe zu gewinnen, die sich anschließend für gezielte Eigenfett-Transplantationen zur Körperkonturierung nutzen lassen.
Risiken und Komplikationen der Liposuktion: Gering und häufig vermeidbar
Die Tumeszenz-Liposuktion in Lokalanästhesie ist insgesamt eine gut erprobte und risikoarme Methode. Verschiedenen Studien zufolge liegt das Risiko für schwerwiegende Komplikationen wie Lungenembolien, Fettembolien oder Blutvergiftungen bei weniger als 1 Prozent, die Mortalitätsrate ist mit rund 0,02 Prozent äußerst gering. Die häufigsten Nebenwirkungen wie Hämatome, postoperative Schwellungen, Schmerzen oder Parästhesien sind vollständig reversibel. Allerdings kann es in bis zu 20 Prozent der Fälle nach der Operation zu Kontur-Unregelmäßigkeiten wie Dellenbildungen kommen, was für Patienten sehr störend und ist und häufig Korrektureingriffe erforderlich macht.
Doch derartige Probleme lassen sich heute weitgehend vermeiden. Ein erster wichtiger Schritt ist die Patientenauswahl: Das Risiko für schwerwiegende Komplikation steigt mit dem Alter, Body-Mass-Index (BMI) und vorliegenden Begleiterkrankungen. Deshalb sollten Eingriffe bei Risikopatienten nur nach sorgfältiger Abwägung erfolgen.
Auch die Auswahl der Methode hat großen Einfluss auf die Patientensicherheit. Eingriffe in Tumeszenz-Lokalanästhesie (gegebenenfalls mit begleitender Sedierung) sind im Vergleich zur Allgemeinanästhesie mit weniger Risiken und Komplikationen verbunden. Unbedingt zu vermeiden ist die Kombination aus Lokalanästhesie und Narkose! Unterstützende Techniken wie Vibration, Ultraschall, Laser oder Infraschall helfen dabei, Gewebsverletzungen und Blutverluste so gering wie möglich zu halten. Sie erlauben außerdem ein präziseres Arbeiten und machen die Ergebnisse damit wesentlich besser planbar.
Generell gilt, dass die Belastung des Organismus mit der Dauer des Eingriffs, der aspirierten Fettmenge und der Dosis der eingebrachten Medikamente steigt. Deshalb sollte als Grundregel nicht mehr als 5000 ml Aspirat pro Sitzung abgesaugt werden. Weitere wichtige Maßnahmen und Strategien zur Erhöhung der Patientensicherheit beschreibt beispielsweise dieser Artikel.
Maßgeblich sind selbstverständlich auch die Kompetenzen und handwerklichen Fähigkeiten des Chirurgen selbst. Intensive Schulungen und Weiterbildungen tragen somit wesentlich zur Vermeidung von Komplikationen und unerwünschten Nebenwirkungen bei.
Unverzichtbar: Sorgfältige Patientenwahl und Beratung
Fettabsaugungen sind heute – auch dank Social Media und Influencern – sehr populär, doch nicht immer wird in den Medien ein realistisches Bild vermittelt. Es ist daher unumgänglich, bei Erstberatungen umfassend zu informieren, die Erwartungen des Patienten zu klären und gegebenenfalls unrealistische Vorstellungen zu korrigieren. Ein häufiges Missverständnis besteht etwa darin, dass Patienten die Liposuktion als Methode zur Gewichtsreduktion betrachten. Bei Beratungsgesprächen sollte unbedingt auch eine Aufklärung über Risiken, mögliche Komplikationen und die erforderliche Nachsorge (Tragen von Kompressionskleidung etc.) erfolgen.
Die Entscheidung für die passende Methode treffen Arzt und Patient nach sorgfältiger Abwägung gemeinsam. Dabei spielen verschiedene individuelle Faktoren eine Rolle:
- Alter und Geschlecht
- Indikation für den Eingriff
- Körperregion(en) und Gewebebeschaffenheit
- Menge des Fettgewebes, das abgesaugt werden soll
- mögliche Vorbehandlungen in der betreffenden Körperregion
- erwünschte Zusatzbehandlungen wie Eigenfett-Transplantation
Fettabsaugungen werden heute in den meisten Fällen aus ästhetischen Gründen vorgenommen. Bei bestimmten Krankheitsbildern (wie Lipödem oder Lipomatosen) sind sie aber auch medizinisch indiziert. Für Lipödem-Patientinnen wird derzeit die klassische Tumeszenz-Liposuktion (ggf. mit VAL-Unterstützung) empfohlen, bei geringem Narkoserisiko eignet sich auch die Wasserstrahl-assistierte Liposuktion (WAL) in Allgemeinanästhesie.
Patienten, die den Eingriff aus kosmetischen Gründen durchführen lassen, haben in der Regel besonders hohe Erwartungen an das ästhetische Endergebnis. Innovative Methoden wie Ultraschall, Infraschall oder Laser können diese Anforderungen oft am besten erfüllen. Denn diese Methoden ermöglichen noch schonendere und exaktere Eingriffe, unterstützen zusätzlich die Geweberetraktion und erlauben so eine hoch präzise Modellierung von Konturen („High Definition Körperformung“). Dank der verkürzten Operationsdauer erholen sich Patienten rascher und können schneller wieder in ihren Alltag zurückkehren.
Ausblick: Von der klassischen Fettabsaugung zur High Definition Körperformung
Die Liposuktion ist heutzutage ein sehr sicherer und effektiver Eingriff. Durch fortschrittliche Techniken wie Vibration, Ultraschall, Laser oder Infraschall lassen sich gewisse Schwachstellen des klassischen Tumeszenz-Verfahrens ausmerzen: Der Eingriff verläuft noch schonender, Chirurgen können Körperkonturen sehr präzise modellieren, zugleich Gewebestrukturen straffen und das gewonnene Fett effektiv für aufbauende Maßnahmen einsetzen. Dadurch entwickelt sich die klassische Fettabsaugung immer mehr zur „High Definition Körperformung“ – mit dem Ziel, ästhetisch optimale Körperkonturen zu schaffen. Um den steigenden Erwartungen von Patienten gerecht zu werden, lohnt es sich daher unbedingt, innovative Verfahren in das eigene Repertoire aufzunehmen.